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Massgeschneiderte Rückenkissen

Zum Kirchenjubiläum erhalten die Sitzbänke in der Solothurner St.Ursen-Kathedrale unscheinbare Rückenkissen. 

Hell erstrahlt der Kirchenraum in der St.Ursen-Kathedrale in Solothurn. Das soll er auch, denn die frühklassizistische Kirche mit den barocken Einflüssen feiert dieses Jahr das 250-jährige Bestehen. Oder korrekter: Feiern wird die Kirchgemeinde mit einem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm. Ihr Präsident Karl Heeb ist entsprechend stolz auf das frisch herausgeputzte Gebäude, das vor gut zehn Jahren einem Brandanschlag zum Opfer gefallen ist.

Neue Gepflogenheiten

Weil die Kirche heute anders genutzt wird als noch vor 250 Jahren, machte man sich Gedanken zum Polstern der Rückenlehnen. «Heute finden in der Kirche unter anderem auch Konzerte statt, und dabei müssen es die Besuchenden einige Zeit auf den Holzbänken aushalten können», erklärt Karl Heeb die Anforderungen an moderne Kirchenbänke. Deshalb hat die Kirchgemeinde einen Auftrag ausgeschrieben, bei dem es darum ging, Rückenkissen zu schaffen. Der Auftrag wurde an das Polsteratelier «Botox» von Inhaber Olivier F. Ziegler vergeben. Aus seiner Sicht sind Kirchenbänke – zumindest diejenigen von älteren Kirchen – grundsätzlich unbequem. «Man musste schliesslich Busse tun», sagt er schmunzelnd.

Keine Sitzbank ist gleich

Die Kissen sollen nun die Kirchgänger*innen in eine humanistischere Welt zurückholen. Sie sind lang und schmal und überbrücken in ihrer Dicke einen Sims, welcher der sitzenden Person bei längerem Aufenthalt auf unangenehmer Höhe in den Rücken drückt. Dieser Effekt kann durch die Kissen etwas abgemildert werden.

Den Hersteller*innen kam gelegen, dass sie mit ihrem Unternehmen von der Kronengasse an die Hauptgasse umzogen – und zwar genau in dem Projekt-Zeitraum. Man stellte also am neuen Standort vor dem Einrichten einen Raum eigens zur Anfertigung der Kissen zur Verfügung. Die Verantwortlichen rund um die Innendekorateurin Daniela Parente-Ryf fingen an, die Bänke mit einem Laser exakt auszumessen. Dabei stellten sie fest, dass jede einzelne Sitzbank andere Masse aufwies. Also entschied man sich, sämtliche Teile zu nummerieren.

Fachgerechte Anfertigung

Die Kissen wurden durchgehend reversibel ausgeführt. An die Traversen der Rückenlehnen schraubte man als Basis dünne, mit Klettverschluss versehene HDF-Platten. Die daran angekletteten Kissen weisen eine Grundplatte aus Sperrholz auf. Darauf kommt der flammhemmend ausgerüstete, wattierte Schaumstoff zu liegen. Beim Bezugsstoff entschied man sich für die Farbe Eichenbraun. Er musste für den öffentlichen Bereich tauglich sein. «Das Nähen der schmalen Überzüge entpuppte sich als besonders aufwendig», sagt Olivier F. Ziegler. Am Ende stellte sein Team, verteilt über ein halbes Jahr, 299 Kissen in 16 verschiedenen Grössen und zwei verschiedenen Dicken her.

Wegen der masslichen Differenzen der Bänke musste jedes einzelne Kissen nummeriert werden.
Die neuen Rückenkissen nehmen sich zurück und dienen den Kirchgänger*innen.