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Gut an der Oberfläche

Die Oberflächengüte zeichnet einen Parkettboden aus. Man könnte meinen: Je härter, desto besser. Dass dem nicht so ist, wird bei einem Besuch bei Bauwerk Parkett klar. In der hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung in St.Margrethen werden Parkettbeläge auf «Herz und Nieren» getestet.

Auch wer professionell Parkett verlegt, dürfte sich allenfalls nicht bewusst sein, was alles hinter den Riemen mit den mindestens 2,5 Millimetern Nutzschicht steckt. Oder wie es Martin Lingg von der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Bauwerk Parkett in St. Margrethen ausdrückt: «Auch ein guter Schreiner hätte keine Chance, ein derartig formstabiles und hoch entwickeltes Produkt herzustellen.» Dafür bedarf es schon einiges an Know-how, Infrastruktur, Arbeit und Ausdauer.

Die Parameter im Griff

Diese und weitere Voraussetzungen sind bei Bauwerk Parkett gegeben. So sind fast alle Bestandteile eines Parkettriemens hausgemacht oder zumindest mit externen Partner*innen getätigte eigenständige Entwicklungen; wie zum Beispiel das bei einigen Produkten eingesetzte HDF-Trägermaterial. Obwohl HDF grundsätzlich im Fachhandel erhältlich ist, hat man sich bei Bauwerk mit der marktüblichen Qualität nicht zufriedengegeben. «Wir haben extra eine HDF-Platte mitentwickelt und ausgiebig für unsere Bedürfnisse getestet», führt Martin Lingg weiter aus. Diese diene nun als Trägermaterial für einige 9,5-mm-Zweischicht-Produkte von Bauwerk Parkett. Und Marius Büchel, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung am Bauwerk-Hauptsitz, ergänzt: «Auch die von uns verwendeten Leime, Lacke und Öle sind nicht im Handel erhältlich.» Zu spezifisch seien die Anforderungen, die das Unternehmen an diese Stoffe stelle.

Alles andere als oberflächlich

Was er damit meint, zeigt sich, wenn man weiter in das Thema des Bodenbelags mit dem hohen Massivholz-Anteil eintaucht. Bezüglich Oberflächengüte sei es nämlich so, dass es zwar durchaus auf die Härte der Oberflächenbeschichtung ankomme, aber nicht nur. «Die Härte des Substrats sowie die Härte des Lacks müssen zusammenspielen», sagt Marius Büchel. Und Daniela Eugster, zuständig für die Testverfahren, ergänzt: «Der Lack ist ein Zehnkämpfer.» Soll bedeuten, dass er mehrere Funktionen auf einmal erfüllen muss; er muss hart sein, gleichzeitig elastisch, gut auf dem Untergrund haften, Abrieb und Chemikalien standhalten oder die UV-Vergilbung des darunterliegenden Holzes entschleunigen. Diese Anforderungen in eine einzige Schicht zu packen, ist allerdings nicht einfach. Grundsätzlich sei es so, dass ein hartes Holz nach einem härteren, ein weicheres Holz nach einem elastischeren Lack verlange. Allfällig am Boden liegende und eingetretene Kieselsteine dürften nicht zu einem Brechen der Lackschicht – einem sogenannten Weissbruch – führen, ist zu erfahren.

Qualität ist messbar

Dementsprechend wird bei Bauwerk Parkett getestet, was das Zeug hält. Mit dem sogenannten «Coin-Test» stellt man fest, wann ein Weissbruch in der Lackschicht stattfindet. Mit einem Marker macht man diesen nach dem Test auf dem Parkettriemen sichtbar. Man streicht ihn also quasi heraus. «Früher wurde bei diesem Testverfahren eine Münze über den Lack gezogen», erklärt Daniela Eugster. Heute gibt es ein entsprechendes Gerät mit integriertem «Coin». Dieses erlaubt der Testerin, mit exakt definierter Kraft auf den Parkettriemen einzuwirken.

Ebenso getestet wird der Glanzgrad. Im Moment sind hierzulande niedrige Glanzgrade Trumpf, matte Oberflächen also, die derjenigen von unbehandeltem Holz ähneln. Mit einem Glanzmessgerät misst man das von der Oberfläche reflektierte Licht unter Berücksichtigung des Betrachtungswinkels. Beim Parkett besonders wichtig seien die Winkel 60° und 85°, erklären die Spezialist*innen.

Nebst weiteren Tests (siehe Bilder) ist auch der UV-Vergilbungsschutz von Wichtigkeit, der einer Oberflächenbeschichtung innewohnt. Um diesen ausfindig zu machen, wirkt man in einer Versuchskammer mit einer Xenon-Bogenlampe und bei einer Umgebungstemperatur von 70° Celsius 120 Stunden auf das Produkt ein. Die Wellenlänge des künstlichen Lichts entspricht in etwa demjenigen der Sonne. Die entstandene Vergilbung wird optisch beurteilt.

Die Nutzung ist entscheidend

Interessant sind die Tests vor allem vor dem Hintergrund der Parkettnutzung. Im Bereich Boden unterscheidet man diesbezüglich meistens die Klassen «Privat», «Gewerblich» und «Industriell», wobei die Norm für furnierte Bodenbeläge (EN 14354) nur den Unterschied zwischen privatem und gewerblichem Gebrauch macht. «Parkettböden fallen kaum unter diese Normen», sagt Marius Büchel. Deshalb würden auf Parkettverpackungen in der Regel auch keine Beanspruchungsklassen ausgewiesen. Lediglich die CE-Kennzeichnung bürgt dafür, dass das Parkett einige grundlegende Normen erfüllt. Bauwerk Parkett hat seine Böden zudem teilweise nach Cradle to Cradle® zertifiziert.
Marius Büchel selbst würde auch an hoch frequentierten Lagen nicht in erster Linie einen lackierten, sondern einen werksgeölten Parkett einsetzen. Dieser müsse nicht, könne aber bauseits von den Bodenleger*innen vor dem ersten Gebrauch mit einer Erstpflege versehen werden. Seine Wahl begründet er folgendermassen: In der Regel seien nicht fehlende mechanische Eigenschaften der Grund, der zum Auswechseln eines Parkettbodens führe. Vielmehr werde Parkett heute vor allem gewechselt, wenn seine optische Qualität nicht mehr den Anforderungen entspreche, hält er fest. Und plädiert im Sinne der Ökologie gleich für das An- beziehungsweise Abschleifen eines alten Parkettbodens. «Das geschieht leider viel zu selten», sagt er.

Chemikalienbeständigkeit: Mittels eines getränkten Filterpapiers wird die Chemikalie auf das Parkett gebracht. Die Petrischale schützt vor Austrocknung. Einwirkzeiten sind je nach Oberfläche (Lack oder Öl) und Chemikalie unterschiedlich.
Die Elastizität der Lackschicht wird mit einer Art Kegel gemessen. Mit genormtem Druck werden diese auf den Boden gedrückt. Die daraus resultierenden Abdrücke informieren über die Bodenqualität.
Der «Cross-Cut» misst die Lackhaftung. Dafür wird mit einer Mehrfachklinge ein Kreuz in den Lack geschnitten. Anschliessend versucht man mit einem starken Klebeband, Lackschiefer zu lösen. Je nach Lackbild wird die Haftung auf der Oberfläche beurteilt.
In dieser Maschine wird gedreht. Mit einem Kilogramm Gewicht auf den Lederrollen wird Sand Korund (di-aluminium tri-oxid) ins Material gerieben. Man misst die Umdrehungen.