Seit rund zehn Jahren mischt Schätti Leuchten aus dem Glarnerland den Leuchtenmarkt auf. Für das INTERIEUR-Magazin Grund genug, das Unternehmen aus Schwanden zu besuchen und die Designerleuchten in Augenschein zu nehmen.
Einst hing die «PH5» vom dänischen Designer Poul Henningsen im Büro von Thomas Schätti. Eine wunderbare Leuchte, die nicht nur ihrer skulpturalen Optik wegen Bekanntheit erlangt hatte. Auch für sein blendfreies Licht wird der rund 60-jährige Entwurf noch immer geschätzt und daher sowohl im Privatbereich als auch in öffentlichen Einrichtungen gerne eingesetzt.
Der Weg zum Leuchtenlabel
Heute hängt über dem Tisch von Thomas Schätti eine Eigenkreation. Seit zehn Jahren ist der Unternehmer, der gemeinsam mit seinen beiden Brüdern die Schätti Metallwarenfabrik im glarnerischen Schwanden führt, gleichzeitig als Leuchtenproduzent tätig. Schon zuvor hat die Firma Schätti Zulieferteile für Leuchten hergestellt. Der Schritt zum eigenen Label war also kein unendlich grosser. Dennoch kam er zeitweise einem Spagat gleich, denn man musste nicht nur eine Kollektion hervorbringen, sondern auch in einem neuen Markt Fuss fassen. «Wenn damals nicht gerade der Wechsel zur LED-Technologie stattgefunden hätte, dann wären wir wohl unterwegs stehen geblieben», witzelt Thomas Schätti.
Dass es mit den Leuchten Schritt für Schritt stetig aufwärtsging, verdankt er unter anderem einem ETH-Studium als Ingenieur, der absolvierten Designschule im niederländischen Delft – und dem befreundeten Schweizer Designer Jörg Boner. Dieser sicherte ihm zu, den abenteuerlichen Weg mitzugehen. So war denn auch die «Sidar»-Stehleuchte, ein früherer gemeinsamer Entwurf von Jörg Boner und Christian Deuber, eine der ersten Leuchten in der Erstkollektion «SL10» von Schätti Leuchten.
Atmosphärisches und technisches Licht
Die Kollektion ist mittlerweile umfassend. Gemeinsam ist den Kreationen, die allesamt aus der Feder von Jörg Boner und seinem Team stammen, eine zurückhaltende, aufgeräumte Formensprache. Ausgestattet mit bester Leuchtentechnologie von Tridonic sehen die Leuchten nicht nur gut aus, sie lassen die Licht-nutzende Person auch in bestem Lichte arbeiten. Die Lichtqualität ist das Steckenpferd von Thomas Schätti. Blendfreies Licht ein absolutes Muss. Die Blendfreiheit freilich wird bei jedem Produkt auf andere Weise erreicht. Manchmal ist – wie bei der «PH5» von Poul Henningsen – das Leuchtmittel durch die raffinierte Konstruktion des Lampenschirms verdeckt. So geschehen bei der kürzlich anlässlich der Mailänder Möbelmesse vorgestellten Serie «BO20».
Die im Jahr 2018 entstandene Stehleuchte «Circular» streut das Licht dagegen mit einer prismatischen Linse. Einerseits nach unten, womit die Leuchte als Arbeitslicht eingesetzt werden kann; andererseits nach oben, womit das Licht für eine atmosphärische Raumausleuchtung zugezogen werden kann. Lichtfarbe und Lichtintensität sind wählbar. Ebenso steht eine Auswahl an Gehäusefarben zur Verfügung.
Background als Metallverarbeiter
Dank der internen Pulverbeschichtungsanlage kann dieser Service problemlos angeboten werden. Er ist laut Thomas Schätti ein Alleinstellungsmerkmal. Oft böte der Markt aluminiumfarbene oder allenfalls eloxierte Produkte an. Da die hauseigenen Leuchten grossteils aus Stahlblech gefertigt seien, könnten sie jedoch theoretisch in jedem beliebigen Farbton eingefärbt werden. Bei umfassenden Aufträgen ist eine individuelle Farbgebung möglich. Bei kleineren Aufträgen bedient man sich der Farben aus der Kollektion.
«Ziel war es, eine Marke zu werden», sagt Thomas Schätti. Dementsprechend ist die Leuchtenkollektion als Wunsch zu verstehen, dem Unternehmen ein Gesicht zu verleihen. Mit der Schätti Metallwarenfabrik war und ist man nämlich als Auftragsfertiger für andere Firmen tätig; als White Label; als No Name. Beispielsweise stellt man für namhafte Schweizer Bettenhersteller seit drei Generationen Scheren für die Kopfhochlagerung bei Lattenrosten her, und kaum jemand weiss es; seit weniger langer Zeit auch Spezialbeschläge für die Bauindustrie. «In diesem Bereich mussten wir uns in den letzten Jahren dem Strukturwandel beugen», sagt Thomas Schätti. «Während Schweizer Möbelhersteller als Kunden wegfielen, konnten wir unsere Anstrengungen im Baubereich intensivieren.» Dieselben Schweissroboter, die vorher Tischgestelle geschweisst hätten, seien nun für die Durchführung anderer Arbeiten zuständig.
Die Leuchte als Körper
So kommen die Schweissroboter bei der Produktion der hauseigenen Leuchtenfamilien wie beispielsweise der «Andar» zum Einsatz. Diese hat soeben durch die Schaffung einer «Care»-Version Zuwachs erhalten. Die «Andar Care» ist speziell für Bettenzimmer entwickelt worden. Durch ihr individuell dimmbares direktes und indirektes Licht wird sie den Anforderungen in Spital, Pflegeheim und Alterswohnung gerecht. Sie erfüllt eine extra für Leuchten in diesem Bereich gültige EN-Norm und kann mit einem Nachtlicht ausgestattet werden.
Ein komplett anderer Ansatz liegt der noch jungen Kollektion «CH50» zugrunde. Es geht hier um Schweizer Klassiker, die durch Schätti Leuchten neu aufgelegt worden sind. Die Kollektion manifestiert sich derzeit über die Modelle «Dot» und «Movalux».
«Oft wird LED-Licht so eingesetzt, dass die Lichtquelle nicht sichtbar ist, dass Licht quasi aus dem Nichts erscheint», sagt Thomas Schätti zu der inzwischen nicht mehr wegzudenkenden und für seine Leuchten so grundlegenden Lichttechnologie. Ein derartiges Licht zu erzeugen, sei weder für Jörg Boner noch für ihn erstrebenswert. «Wir glauben daran, dass die Leuchte als solche sichtbar sein muss», hält der Geschäftsleiter der rund 100 Angestellte zählenden Firma fest.