Ikea will wachsen und gleichzeitig zu einem klimapositiven, kreislauforientierten Unternehmen avancieren. Bis 2030 soll das Ziel erreicht sein.
2020 stammten 98 Prozent des Holzes in Ikea-Produkten aus FSC-zertifizierten Beständen oder waren recycelt. Im selben Jahr lancierte das Unternehmen eine globale Waldagenda. Darin verpflichtete sich das Unternehmen, bis 2030 seine Holzmöbel zu mindestens einem Drittel aus recyceltem Material herzustellen und für den Rest ausschliesslich FSC-zertifiziertes Holz zu verwenden. Die Waldagenda geht jedoch weit über die Holzverwendung des Unternehmens hinaus: Sie bezweckt, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung global zur Norm zu machen, will Innovationen in der Waldbewirtschaftung und die Wiederaufforstung fördern sowie die Abholzung eindämmen. Mit diesen Massnahmen kann CO2 aus der Atmosphäre entfernt und gespeichert werden, was den Klimawandel verlangsamt.
Austausch der Heizungsanlagen
Die nachhaltige Holzproduktion ist ein wichtiger Pfeiler im Bestreben Ikeas, bis 2030 klimapositiv zu werden. «Der wichtigste Beitrag auf diesem Weg ist jedoch das Reduzieren von Emissionen – so viel wie möglich», sagt Franziska Barmettler, Country Sustainability Manager. Konkret sollen bis 2030 die absoluten Treibhausgasemissionen der gesamten Wertschöpfungskette halbiert werden – dank einer drastischen Reduktion sowie der Speicherung von CO2 in Wäldern, Böden oder in Produkten.
In der Schweiz allerdings sind sind die Emissionen aus fossilen Heizsystemen zwischen 2016 und 2021 um 5,8 Prozent gestiegen. Obwohl sie seither wieder abgenommen haben, will Ikea künftig alle Heizenergie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen. Dies macht einen Austausch der wenigen verbleibenden Heizungsanlagen erforderlich, die noch mit fossiler Energie betrieben werden. Die Heizungsanlagen seien der Grund dafür, dass Ikea in der Schweiz gut 94 Prozent aller Energie aus erneuerbaren Quellen bezieht.
Weltweit produziert Ikea mit eigenen Windturbinen und Solaranlagen jährlich mehr als 4 Terrawattstunden (4’000’000’000 Kilowattstunden) Strom, was mehr ist, als das Unternehmen für den operativen Betrieb verbraucht. Darüber hinaus will Ikea hierzulande mit den Partnern Quickpac und der Schweizer Post bis 2025 alle Heimlieferungen vollständig emissionsfrei durchführen.
Ikea hat erneuerbare Energien auch in sein Produktportfolio aufgenommen. Seit 2019 verkauft es gemeinsam mit der Firma Helion Solaranlagen sowie Wärmepumpen an Privathaushalte. Das Engagement für einen positiven CO2-Fussabdruck zeigt sich gemäss Franziska Barmettler selbst in den Restaurants: «Bei Ikea Food sorgen wir dafür, dass der Anteil der pflanzlichen Nahrung stetig ansteigt – beginnend mit dem veganen Erbsenproteinbällchen, dessen Zutaten nur 4 Prozent des CO2-Fussabdruckes der Zutaten eines Fleischbällchens haben, und dem veganen Hotdog, den wir diesen Herbst lancieren werden.»
100 Prozent erneuerbare oder recycelte Materialien
Ein weiteres Ziel von Ikea ist die Etablierung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft bis 2030. «Wir setzen hier auf unterschiedlichen Ebenen an: Einerseits möchten wir sicherstellen, dass der Anteil unserer Produkte aus erneuerbaren oder recycelten Materialien von 77 auf 100 Prozent steigt», sagt Franziska Barmettler.
Gute Beispiele seien die «Schaffell»-Teppiche aus recycelten PET-Flaschen oder die Stofftiere der Blåvingad-Kollektion, die aus recyceltem PET und Kunststoffen aus den Ozeanen hergestellt werden. Ein weiteres Beispiel ist der Klippan-Sofabezug aus Jeansstoff. Er besteht zu 40 Prozent aus recyceltem Denim, was etwa zwei Jeanshosen entspreche.
Franziska Barmettler will diese Recycling-Massnahmen allerdings nicht überbewerten: «Solche Beispiele sind wichtig, aber es geht vor allem darum, systemische Änderungen zu erreichen.» Ikea ist deshalb Teil der Matratzen-Allianz. Das Unternehmen arbeitet etwa daran, den Schaumstoff von gebrauchten Matratzen in ein recyceltes Polyol umzuwandeln, um daraus wiederum neue Matratzen herzustellen.
«Jedes Produkt soll von Anfang an so designt werden, dass es wiederverwendet, flexibel eingesetzt, neu zusammengebaut und schliesslich recycelt werden kann.»
Lebensdauer verlängern
Zweitens gehöre zur angestrebten Kreislaufwirtschaft ein Designdenken, welches die ganze Produktlebensdauer miteinbeziehe: «Jedes Produkt soll von Anfang an so designt werden, dass es wiederverwendet, flexibel eingesetzt, neu zusammengebaut und schliesslich recycelt werden kann», sagt Franziska Barmettler. Gute Beispiele gäbe es viele. Im Kinderbereich könne etwa der Wickeltisch in eine Kommode umgewandelt werden oder das Bett mit dem Kind «mitwachsen». Das seit über 50 Jahren produzierte Regalsystem Ivar wiederum lässt sich individuell je nach geänderten Bedürfnissen oder Räumen weiter ausbauen oder reduzieren.
Bedeutend für die Nachhaltigkeit ist zudem eine möglichst lange Lebensdauer. Ikea bietet im Online-Shop kostenlose Ersatzteile für seine Kundinnen und Kunden an. Das Angebot wird laut Franziska Barmettler gut genutzt. Könne oder wolle man ein Möbel nicht mehr selbst verwenden, komme schliesslich Secondhand ins Spiel. Am Black Friday im November 2022 hat das Unternehmen bereits zum dritten Mal seine Buyback-Kampagne durchgeführt, bei dem es rund 6000 gebrauchte Möbel zurückkaufte und anschliessend in den sogenannten Zweite-Chance-Märkten in seinen Einrichtungshäusern wiederverkaufte. «Wir spüren, dass das Kundenbedürfnis nach hochwertigen Secondhand-Waren – und nicht zuletzt die Nachfrage nach besonders erschwinglichen Möbeln – weiterhin steigt und unser Konzept der <Zweiten Chance> daher funktioniert», sagt Franziska Barmettler.
Die für 2030 angestrebten Ziele sind ambitioniert. Wie gut Ikea und Ikea Schweiz unterwegs sind, lässt sich im Sustainability Report nachlesen, den Ikea Schweiz 2021 erstmals herausgab und der von nun an alle zwei Jahre publiziert wird.