Die Bildungsangebote des Verbands sind im Umbruch. Was dies heisst und wo die Schwerpunkte liegen, erläutert Helena von Allmen im Interview. Sie ist die Präsidentin von interieursuisse und Vorstandsmitglied von einrichtenschweiz.
Der Verband einrichtenschweiz steht vor grossen Herausforderungen im Bildungsbereich. Könnten Sie sie kurz skizzieren?
Helena von Allmen: Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Beruf Raumausstatter zu modernisieren und marktgerechter zu gestalten. Wir wollen eine Lehre, die sowohl für Ausbildungsbetriebe als auch für Jugendliche attraktiv ist. Im Moment ist die Lehre inhaltlich sehr breit, verfügt aber über keine Fachrichtungen. Dies bedeutet, dass die Lernenden vom Polstern über Vorhangnähen bis zur Montage sehr unterschiedliche Bereiche abdecken können müssen. Diese breite Palette macht es für die Betriebe anspruchsvoller, Lernende auszubilden. Denn viele Unternehmen sind spezialisiert und müssen mit einem anderen Betrieb zusammenspannen, damit sie ihren Lernenden alle erforderlichen Kenntnisse vermitteln können. Diese Hürden wollen wir abbauen.
Wie soll die neue Lehre Raumausstatter aussehen?
Wir möchten wieder Fachrichtungen einführen und erwägen, die Lehre Industriepolsterer in den Raumausstatter zu integrieren. Wie dies genau geschehen wird, ist noch offen. Auch die Dauer der Lehre ist noch nicht festgelegt. Der Raumausstatter dauert aktuell vier Jahre, der Industriepolsterer drei Jahre. Eine Möglichkeit besteht darin, dass sich der neue Raumausstatter aus drei Jahren und einem Zusatzjahr zusammensetzen wird. Wie genau das aussehen könnte, ist allerdings noch nicht bestimmt und wird überprüft.
Bei den Teilverbänden interieursuisse und Verband Schweizer Möbelindustrie gibt es zu wenige Ausbildungsplätze. Wie könnten Sie Ihre Mitglieder überzeugen, mehr Lehrstellen anzubieten?
Wir sind im Gespräch mit den Betrieben, die Lernende ausbilden könnten, egal, ob sie Mitglied beim Verband sind oder nicht. Ein Telefonat reicht dafür natürlich nicht aus. Es braucht persönliche Beziehungen, und deren Pflege ist aufwendig. Deshalb sind die Mitgliederversammlung und andere Branchenzusammenkünfte sehr wichtig, denn dort treffen wir Vertreter aus vielen Betrieben. Wichtig ist weiter, Betrieben, die nicht Mitglied unseres Verbands sind, die Vorteile einer Mitgliedschaft aufzuzeigen. Lehrbetriebe profitieren finanziell und ideell von einer Mitgliedschaft, denn wir unterstützen sie in juristischen Fragen, aber auch in ganz praktischen. So erhalte ich immer mal wieder Anrufe von Ausbildungsverantwortlichen, die wissen wollen, was ihre Lernenden an der Abschlussprüfung alles können müssen. Wir helfen den Betrieben sehr gerne.
Sie führen ein Geschäft, engagieren sich im Vorstand von einrichtenschweiz und interieursuisse, haben eine Familie und unterrichten auch noch Jugendliche im Geräteturnen. Was erfahren Sie über deren Berufswünsche?
Die Jugendlichen sind zu diesem Zeitpunkt voll in der Pubertät und stark mit sich selbst beschäftigt. Viele wissen noch nicht, was sie wollen. Gleichzeitig nehmen sowohl die Schule wie auch die Eltern grossen Einfluss auf ihre Berufswahl. Beide Seiten sprechen sich zugunsten des Gymnasiums und einer akademischen Ausbildung aus. Für uns ist es deshalb wichtig, die Attraktivität unserer Angebote in der Grund- und Weiterbildung aufzuzeigen.
Sie haben das Thema Weiterbildung angesprochen. Was tut sich hier bei den Lehrgängen des Verbands?
Wir revidieren zuerst die Grundbildung. Daraufhin werden wir die Weiterbildungsgänge so anpassen, dass sie optimal auf die Berufsleute ausgerichtet sind und ihnen interessante Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Und dann heisst es, die Angebote bekannter zu machen. Ich bin überzeugt: Unsere Bildungsangebote sind attraktiv. Gerade in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit ein grosses Thema ist, können wir mit unserem Handwerk dazu beitragen, dass Wohneinrichtungen dank Restaurationen und Abänderungen viele Jahre lang Freude bereiten.