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«Man liess uns Raum zum Experimentieren»

Im Interview erzählt David Glättli, wie er den japanischen Holzmöbel-Brand «Karimoku New Standard» aufgebaut hat und warum er regelmässig mit Schweizer Designerinnen und Designern zusammenarbeitet. 

Herr Glättli, Sie waren massgeblich am Aufbau der japanischen Möbelmarke «Karimoku New Standard» (KNS) beteiligt und sind noch heute Kreativdirektor der Marke. Wie kam es dazu?

Ich arbeitete damals für den Designer Teruhino Yanagihara, als Karimoku Furniture 2009 mit der Bitte zu uns kam, Produkte für sie zu erarbeiten, in einem modernen, eher skandinavischen Design, das sich vom gängigen gestalterisch konventionellen Sortiment des Unternehmens abhebt. Doch wir schlugen vor, lieber gleich eine neue Marke aufzubauen. Nur ein paar neue Möbel wären im riesigen Sortiment untergegangen. Die Firma sagte zu. Und so übernahmen wir die Markenbildung. Ein neues Konzept zu entwickeln und den Charakter der Marke herauszubilden, interessierte mich. Umso mehr, als man uns grosse Freiheiten und Raum zum Experimentieren liess.  

Sie setzten von Beginn an auf die Zusammenarbeit mit jungen europäischen Designerinnen und Designern. Warum gab es kaum Kooperationen mit japanischen Designschaffenden?

Das erwies sich aus verschiedenen Gründen als schwierig. Zum einen war die Qualität der Designausbildung in Japan lange nicht so gut; zudem fehlt es an freischaffenden Designerinnen und Designern. Die jungen Leute wollen zumeist in den grossen Unternehmen Karriere machen. Hinzu kommt, dass Japan ziemlich abgeschottet ist; Designer mit internationaler Erfahrung sind rar. Diese Erfahrung ist aber wichtig, denn die Möbel von KNS richten sich an einen globalen Markt.   

KNS arbeitet mit auffallend vielen Schweizer Designbüros zusammen, etwa mit dem Studio Big-Game, mit Moritz Schlatter oder Jörg Boner. Warum so viele Schweizer?

Das ist keine Strategie, es hat sich so entwickelt. Einerseits, weil ich viele Kontakte in die Schweiz hatte und weiterhin pflege. Vor allem aber, weil ich die Arbeitsweise dieser Designerinnen und Designer schätze: Sie ist geprägt von einem praktischen, rationalen Ansatz und der Bereitschaft, die Dinge so lange zu diskutieren, bis man die bestmögliche Lösung hat.

Wie würden Sie die DNA von Karimoku New Standard umschreiben?

Die Möbel von KNS zeichnen sich durch ihre frische visuelle Sprache aus, die das kulturelle Erbe Japans aufnimmt, ohne in den Ethno-Kitsch zu verfallen. Es geht darum, das Erbe in unsere Zeit, in unsere Wohn- und Arbeitswelten zu führen. Charakteristisch ist auch die hochwertige Verarbeitung der Möbel. Man spürt das, wenn man mit der Hand darüberfährt, sieht es in den Details und am Finish. Die Möbel nehmen alles auf, was die Manufaktur leisten kann.

Manufaktur? Karimoku Furniture ist der grösste Holzmöbelhersteller Japans mit rund 1800 Angestellten.

Die Firma setzt auf die Kombination «Hightech» und «Hightouch». Wo Hightech eine bessere Qualität erreicht als der Mensch, kommt diese zum Einsatz und vice versa. Das geht fliessend ineinander über und bringt höchste Qualität hervor.


Karimoku Furniture setzt auf die Kombination «Hightech» und «Hightouch» 

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Die KNS-Möbel werden aus japanischem «Durchforstungsholz» gefertigt. Was ist darunter zu verstehen?

Viele Wälder in Japan wurden einst künstlich angelegt und sind heute dichte Monokulturen. Man muss sie regelmässig auslichten, um Schädlinge im Zaun zu halten und die Wald-Biodiversität zu fördern. Dazu werden auch junge Bäume mit relativ dünnen Stämmen geschlagen. Diese Hölzer passen nicht in die Norm und fallen durch die Maschen der Holzindustrie. Sie werden liegen gelassen oder zu Papier verarbeitet. Wir nutzen nun dieses Holz für die Marke KNS. Japan importiert den grössten Teil der im Möbel- und Holzbau verwendeten Hölzer. Wir haben mit dem Durchforstungsholz aus heimischen Wäldern eine nachhaltige Lösung gefunden.  

Aus der neuen Kollektion von KNS: der «Polar Lounge Chair» des Schweizer Designers Moritz Schlatter.
Der elegante «Chesa Chair» des Schweizer Designers Jörg Boner überzeugt durch zeitgemässe Details und ist auch in einer gepolsterten Variante erhältlich. Elegant gibt sich auch der «Castor Table Linoleum» von Big-Game mit seiner weichen, mattgrünen Linoleumoberfläche. Er ist aus japanischer Eiche gefertigt und in drei Grössen verfügbar.
Mit seinem ruhigen Erscheinungsbild und der sorgsam verarbeiteten Rückseite wirkt das «Fence Sofa» des deutschen Studios Geckeler Michels wie ein architektonisches Element im Innenraum.