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Die Welt soll wieder nach Mulegns kommen

Das denkmalgeschützte Post Hotel Löwe im bündnerischen Mulegns wurde nach langer Sanierungszeit wieder eröffnet. Während es einst Gäste auf dem Weg ins Engadin beherbergte, sollen dort nun vor allem jene übernachten, welche die Kulturveranstaltungen von Origen besuchen. 

Dank seiner Eröffnung im Jahr 1830 zählt das Post Hotel Löwe zu den ältesten Gasthäusern des ganzen Kantons Graubünden. Es befindet sich in Mulegns, einem Dorf, das seine Existenz dem Passverkehr verdankt. Wer über den Julierpass ins Engadin reiste, kam dort vorbei. Entsprechend gab sich die Welt im Hotel einst die Klinke in die Hand.

Die neue Gestaltung des herrschaftlichen Salons schafft einen warmen Aufenthaltsraum, der im kalten Mulegnser Winter als gemütliche Stube dient. Die Decken wurden aufwändig freigelegt und sind zur Inspiration für die Farbgebung des Raumes und die Gestaltung des grossen Teppichbodens geworden.

Prominente Gäste

Zu den illustren Gästen zählten etwa Mary of Teck, spätere Königin von England und Grossmutter von Queen Elizabeth II., Fürstin Jekaterina Dolgoruki, die Witwe des ermordeten Zaren Alexander II., der damalige US-Präsident Grover Cleveland und die Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen und Albert Schweitzer. Das Hotel florierte, bis der Bau der Rhätischen Bahn den Passverkehr am Julier einbrechen liess. Die grosszügige Hotelanlage mit eigenen Schmieden, grossem Bauernhof mit Ställen, privatem Elektrizitätswerk und einem Telegrafenamt geriet zunehmend in Vergessenheit.

Die Petersburger Suite erstreckt sich über drei ursprüngliche Hotelzimmer, die miteinander verbunden sind. Die Tapeten sind von historischen Vorbildern wie etwa dem berühmten Bernsteinzimmer inspiriert. Die originalen Holzböden wurden sorgfältig renoviert.
Die neuen Bäder sind die Kleinode der gesamten Ausstattung des historische Hauses. Das Bad der Petersburger Suite ziert eine Malachit-Tapete. Der prachtvolle grüne Stein mit seiner charakteristischen schwarzen Struktur wurde im 19. Jahrhundert häufig für die Ausstattung festlicher Räume verwendet.

Vor dem Zerfall gerettet

Lange Zeit war die Zukunft des Post Hotel Löwe ungewiss. Das Haus drohte zu zerfallen, Regenwasser drang in die historischen Räume ein, die Fassaden bröckelten, die alte Küche drohte in den Bergbach zu fallen. Die letzten Besitzer konnten das Haus nicht länger er-halten. Als die Wakkerpreisträgerin Nova Fundaziun Origen vor fünf Jahren das Haus erwarb, initiierte sie sofort die dringendsten Sanierungsmassnahmen. Die Dächer wurden saniert, die Fassaden hergerichtet, alle Leitungen für Wasser und Strom neu verlegt, ein sicherer Brandschutz installiert. Alle historischen Bestände wurden sorgfältig dokumentiert, die zahlreichen Dokumente archiviert. Mit Martin Leuthold wurde ein Gestalter gefunden, der die historische Substanz als Inspirationsquelle nutzte.

Schottische Tartanmuster und Monstera-Pflanzen dienten als Inspiration für das Londoner Zimmer. Designer Martin Leuthold lässt das Licht auf der Tapete spielen, sodass es auch nachts leuchtet.

Individuelle Zimmer

Dank zahlreichen Spenden konnte ein Teil des Post Hotel Löwe saniert werden. Die Deckendekors, in Kleinstarbeit mühsam freigelegt, zeigen Schichten und Wunden. Die Malereien sind nicht restauriert, nichts kaschiert den Verfall, die Geschichte darf atmen. Die Wände strahlen in kraftvollen Farben. Die Zimmer, zu grosszügigen Suiten zusammengefasst, erzählen von europäischen Metropolen, die die ersten Gäste in die Alpen schickten. Das Londoner Zimmer spielt mit Tartanmustern und künstlichen Lichteinfällen, in der Florentiner Suite liegt ein Lilienteppich, in der Petersburger Suite finden sich Bernstein- und Malachitdekors. Paris schwelgt in gewellten Teppichen, Torino in kleinen Blütenmustern. Helsinki hält sich edel bedeckt in nordischem Weiss.

 

Ab dem 2. Juli 2024 wird das Post Hotel Löwe wieder Gäste beherbergen. Zielpublikum sind insbesondere jene, welche die Kulturveranstaltungen von Origen besuchen und vor Ort übernachten wollen.

Die Fassaden wurden umfassend saniert. Die hölzernen Fensterlaibungen, der Fassadenschmuck und die filigrane Terrasse wurden aufwändig restauriert. Das sanfte Grün der Fassade entspricht der ursprünglichen Bemalung des Post Hotel Löwe.