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«Design soll Emotionen auslösen»

Die Österreicherin Alexa Holzer-Sestak hat ihr Leben dem guten Design verschrieben. Mit ihrer in Zürich ansässigen Agentur «Designosophy» bringt sie Möbel auserwählter Produzenten in die Schweiz und entwickelt ganzheitliche Interior-Konzepte.

Alexa Holzer-Sestak hat ein feines Gespür für Räume und deren Wirkung. Das zeigte sie etwa beim Umbau des Bergrestaurants «Espace Weisshorn» in Grimentz-Zinal. Das «Espace Weisshorn» zählt zu elf Restaurants, die von der lokalen Bergbahngesellschaft betrieben werden und nun nach und nach erneuert werden. Alexa Holzer-Sestak entwickelt die Interior-Konzepte für die Umbauten. «Mir ist es wichtig, dass die Räume nicht nur für Auswärtige funktionieren», sagt sie. «Die Einheimischen kennen diese Bergrestaurants seit ihrer Kindheit. Sie haben einen emotionalen Bezug dazu, den es aufrechtzuerhalten gilt. Die renovierten Räume müssen sich von Anfang an ‹stimmig› anfühlen.»  

Beim «Espace Weisshorn» setzte die Österreicherin auf eine zeitgemässe Raumgestaltung mit nachhaltigen, regionalen Materialien und Produkten. So wurde beispielsweise die Aussenwandverkleidung des WC-Bereichs mit einer Tapete versehen, die aus Gräsern und Blumen aus dem Zinaltal produziert wurde; die Stühle bezog Holzer vom alpinen Möbelproduzenten Hussl, die Furnier-Leuchten sind von einem kleinen Hersteller aus Deutschland (Schneid Studio).

Ganzheitliches Verständnis

Das «Espace Weisshorn» spiegelt die Designphilosophie von Alexa Holzer-Sestak: «Für mich ist Design dann gut, wenn es zu Ende gedacht ist und Emotionen auslöst», sagt sie. «Inhalte gehen schnell vergessen, doch der emotionale Eindruck bleibt.» Beim Design gehe es ihr darum, aus Materialien, Farben und Formen stetig neue Interpretationen und begeisternde Impressionen zu schaffen. «In einem Raum gelingt dies nur, wenn sich die einzelnen Komponenten – Möbel, Objekte, Farben und Formen – zu einem verständlichen Ganzen fügen», erklärt Holzer-Sestak. «Wenn wir einen Raum nicht begreifen können, weckt er auch keine Emotionen.»

Alexa Holzer-Sestak hat bereits früh ihre Begabung zur Gestaltung erkannt. Als Schülerin der Glasfachschule Kramsach nahe Innsbruck macht sie sich mit der Kunst der Glasbläserei, der Hinterglasmalerei und des Mosaikbaus vertraut. Nach einer Assistenz im Werkraumtheater Graz übernimmt Holzer am Theater «Kristallwerk Graz» die Leitung für szenische Installationen, Bühneninszenierungen und Eventgestaltung. «Dort lernte ich, wie man Licht einsetzt, Atmosphären schafft und Räume inszeniert. Das waren interessante, aber auch strenge Jahre. Denn ich wurde sehr früh Mutter und die Schere zwischen Muttersein und beruflichen Herausforderungen war allgegenwärtig.»

Der Schritt in die Selbstständigkeit

Während einer dreimonatigen Auszeit in Kanada brütet Alexa Holzer-Sestak an der Idee, sich selbstständig zu machen. Zurück in Österreich gründet sie 2006 den Laden21. Er bietet der Grazer Kundschaft sorgsam ausgewählte Designermöbel von renommierten wie auch kleineren, in Österreich noch wenig bekannten Labels. Parallel dazu nimmt Holzer-Sestak die Planung und Einrichtung von gewerblichen und privaten Räumen sowie die Konzeption von Ausstellungen mit Schwerpunkt zeitgenössisches Design in die Hand. Als Leiterin und Kuratorin prägt sie acht Jahre lang die grösste Möbeldesign-Messe Österreichs: die «Selected».

Und dann lockt sie die Liebe in die Schweiz. Nach einigen Jahren in Siders (VS) lebt Alexa Holzer-Sestak inzwischen in Zürich und führt mit «Designosophy» eine eigene Agentur. Holzer-Sestak repräsentiert auf dem Schweizer Markt renommierte internationale Möbel- und Leuchtenhersteller wie Prostoria und Lambert & Fils, berät Architekturbüros sowie Objekteinrichter in Fragen der Möblierung und entwickelt ganzheitliche Interior-Konzepte für die Bergbahnen Grimentz-Zinal. Seit 2023 unterrichtet sie als Hauptdozentin den Fachlehrgang Einrichtungsplaner/-in an der Schweizerischen Fachschule für Wohnen & Gestalten in Selzach. Zudem schreibt sie nun regelmässig für «einrichtenschweiz» über Trends im Interior-Bereich.

Unterschiedliche Designvorlieben

Auf die Frage, welche Unterschiede sie bei den Designvorlieben in der Schweiz und Österreich ausmache, meint die Designexpertin: «In der Schweiz gibt es diese lange Tradition der Sachlichkeit. Die Bauhaus-Schule mit ihrem Fokus auf Funktion und Reduktion prägt den Geschmack der Schweizerinnen und Schweizer bis heute. In Österreich hingegen hält sich das Faible fürs Runde, Ornamentale, Künstlerische.» Ihre eigene Vorliebe sieht sie in einer Symbiose beider Zugänge, einer «liebevollen Sachlichkeit».

Acht Jahre lang prägte Alexa Holzer-Sestak als Leiterin und Kuratorin die Designmesse «Selected» in Graz. 
Das renovierte Bergrestaurant «Espace Weisshorn» präsentiert sich in einem zeitgemässen, einladenden Look.