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Das natürliche Gespür konkretisieren

Die 22-jährige Pauline Schampion ist im zweiten Studienjahr HF Textildesign. Die Elsässerin hat ein Hochfachschuldiplom als Produktedesignerin in der Tasche und möchte künftig gerne für ein Label Textilien designen, die ökologisch und nachhaltig hergestellt werden.

Weshalb haben Sie sich für den Studiengang HF Textildesign entschieden?

Pauline Schampion: Ich habe meine Designausbildung mit einem technologischen Diplom in Produktdesign begonnen, weil es mich schon immer fasziniert hat, Volumenobjekte herzustellen und einen Rohstoff in ein nützliches Produkt zu verwandeln. Neben den Projekten in dieser Ausbildung kreierte ich in meiner Freizeit auch immer wieder eigene Sachen. Sukzessive wurde mir klar, dass ich mich intuitiv immer mehr dem Textilbereich zuwandte. Autodidaktisch lernte ich unterschiedliche Textiltechniken kennen. Um diese Neugier und Kenntnisse im Bereich Textildesign zu vertiefen, war es naheliegend, dass ich mich für einen Studienplatz an der Schule für Gestaltung in Basel bewarb.

In der Studiengangbeschreibung steht unter den Voraussetzungen mitunter, dass die Studierenden ein Flair für Materialien und Trends haben sollten. Hatten Sie diese Begabungen schon früh oder ist das etwas, das man ein Stück weit auch lernen kann?

Ich denke, das ist etwas, das wir alle auf die eine oder andere Weise in uns tragen, wenn wir uns für diese Art von Weiterbildung entscheiden. Unsere Dozierenden motivieren uns, dieses Flair zu erkennen, zu hinterfragen und es zu erforschen. Wir lernen auch, wie man dieses natürliche Gespür in die Tat umsetzt und wie man es kommuniziert. Gerade letzteres ist in der Design-Arbeitswelt nicht ganz einfach, aber elementar.

Wo holen Sie sich Ihre Ideen für neue Kreationen?

Ich ziehe meine Inspiration aus alle Arten von Kunst: Malerei, Film, Fotografie oder Theater. Auch werfe ich immer wieder gerne einen Blick zurück in die Designbewegungen der Vergangenheit. Ich mag besonders den Designstil der 1940er und -50er Jahre. Die Einfachheit und Eleganz der Materialien und Formen von Jean Prouvé, Charlotte Perriand oder dem Ehepaar Eames haben es mir angetan. Aber auch die Objekte der 60er und 70er Jahre mit den organischen Formen und lebhaften Farben von Verner Panton und Alvar Aalto gefallen mir.

Welche Stoffarten mögen Sie besonders?

Ich mag Tweed sehr. Es wird hauptsächlich aus Wolle gewebt. Durch die Verwendung von Coco Chanel für ihre Kostüme in den 60er Jahren ist Tweed zum Kult geworden. Es ist ein einzigartiger Stoff mit viel Charakter. Mir gefällt, dass es eine grosse Vielfalt an Tweeds gibt, wobei man mit vielen verschiedenen Farbkombinationen, Texturen und Materialien spielen kann.

Sie sind im zweiten Studienjahr. Welche bisherigen Module haben Ihnen besonders gefallen?

Im ersten Semester arbeiteten wir an einem Projekt über eine gewebte Farbpalette. Ziel war es, die Hauptfarben, die sich auf einem Foto in einer Zeitschrift befinden, nachzubilden. Ich fand den Prozess wirklich faszinierend: Durch das Ineinandergreifen zweier vermeintlich konträrer Farben kann man eine neue, satte Farbe und ein spannendes Gewebe erschaffen.

Auf welches von Ihnen kreierte Design sind Sie besonders stolz?

Im Januar 2021 nahmen wir an einem Workshop mit einer Professorin für Modedesign teil. Wir hatten eine Woche Zeit, um aus weissen Altmaterialien ein modisches Accessoire zum Thema «Transformation» zu entwerfen. Ich hatte die Gelegenheit, Textildesign mit meiner Leidenschaft für das Nähen zu verbinden, um ein Ensemble zu schaffen, das aus einem Hemd besteht, über dem ein Korsett getragen wird. Letzteres kann mithilfe von Metallschnallen mit Stoffblumen bedeckt werden. So verwandelt es sich von einem kalten und strengen Aussehen in eine zufällige und romantische Komposition. Ich bin ziemlich stolz auf diese Kreation, denn es war eine Herausforderung, sie in so kurzer Zeit zu erstellen. Das Ergebnis repräsentiert meine Designwelt ziemlich treffend.

Wie sehen Ihre Wünsche für Ihre berufliche Zukunft aus?

Nach zwei spannenden Praktika reizt mich besonders der Bereich Kunsthandwerk. Ich möchte gerne handgefertigte Textilprodukte im Sinne eines lokalen, ökologischen und ethischen Handels herstellen. Für ein kleines Textillabel zu arbeiten, das für diese Ideologie steht, ist ein Traum von mir.