Moritz und Benjamin Messer führen das Möbelgeschäft in Bellach in der dritten Familiengeneration. Trotz stetig steigender Onlinekonkurrenz können sie sich auf dem Markt behaupten. Was steckt hinter dem Erfolg?
Das «Lädelisterben» ist ein Phänomen, welches nicht erst mit der Coronapandemie ein Thema war. Gerade in Solothurns Altstadt kann man immer wieder beobachten, wie Läden verschwinden, neue eröffnet werden, es zu Rochaden kommt und kleine Betriebe durch Ketten verdrängt werden. Darum mag es umso erstaunlicher sein, dass sich ausserhalb der Stadt – nämlich in Bellach – ein kleines Familienunternehmen seit nun mehr als 50 Jahren hält.
«1973 haben unsere Eltern Ruedi und Esther die Einzelfirma R. Messer Möbel gegründet. Wobei der Betrieb genau genommen sogar noch viel älter ist: Unser Grossvater Otto führte seit 1952 eine kleine Dorfschreinerei und hatte damals schon engen Kontakt zu Möbellieferanten », erzählt Moritz Messer, der das Unternehmen nun zusammen mit seinem Bruder Benjamin bereits in dritter Generation führt.
In den vergangenen 50 Jahren wurde der Standort dreimal gewechselt, doch nun ist der Betrieb schon seit 1978 an der Tellstrasse zu finden – und stetig gewachsen. Vor etwas mehr als zehn Jahren haben die Brüder das Zepter von den Eltern übernommen: «Sie haben uns früh das Vertrauen geschenkt und uns eigentlich von Anfang an unser Ding machen lassen.»
Warum Sarg und Möbel passen
Der Grossvater war Schreiner – und Bestatter: «Früher war es üblich, dass Schreiner auch Särge herstellten. Und so ist dieser Geschäftszweig dann auch – unter anderem aus Ehrerhaltungsgründen – an die nächsten Generationen übertragen worden », erklärt Moritz Messer, warum seine Familie seit vielen Jahren eben nicht nur ein Inneneinrichtungsgeschäft, sondern auch ein Bestattungsunternehmen führt.
Als Vater Ruedi Messer die Firmen an die Söhne übergab, gab es eine Aufsplittung: Philipp Messer übernahm das Bestattungsunternehmen – welches sich seit dem Neubau 2018 in Solothurn befindet. Im Geschäft in Bellach haben sich die anderen Brüder die Aufgaben aufgeteilt: Während der 43-jährige Benjamin sich vor allem um Infrastruktur, Beschaffung sowie Versicherungswesen und Controlling kümmert, ist der 47-jährige Moritz für das Personal sowie Marketing zuständig. Aber natürlich tausche man sich über alle Bereiche gemeinsam aus.
Bei «Messer Wohnen» gibt es nicht nur Möbel zu kaufen, sondern auch Bodenbeläge, Leuchten, Betten und Vorhänge. Für Kunden, die Tipps betreffend Umgestaltung der Wohn- oder Geschäftsräume wünschen, wird eine umfassende Beratung angeboten – und alle Produkte werden auch geliefert und montiert beziehungsweise verlegt.
Nicht jeder Trend ist zwingend
Dass sich das Unternehmen seit 50 Jahren gut hält, ist nicht selbstverständlich: «Ja, wir hatten natürlich auch schwierige Jahre. So merkt man schon, dass sich viele Einkäufe auf den Onlinemarkt verlagert haben. Und auch die Finanzkrisen mit ihren Preisschwankungen sorgen dafür, dass wir unser Sortiment immer wieder neu überdenken müssen», erklärt Moritz Messer.
Das verlange viel Flexibilität. So habe man das Online-Angebot verstärkt, was dazu führe, dass man nun auch weit über die Kantonsgrenzen hinaus Kundschaft erreiche: «Erst vor kurzem betrat ein Zürcher Ehepaar unseren Laden. Sie waren auf dem Weg ins Wallis. Auf der Suche nach einem passenden Möbelstück sind sie auf unserer Website und danach eben auf der Durchfahrt in Bellach gelandet.» Trotzdem sei eines klar: Der Fokus liege auf Kunden aus der Region.
Ein genaues Erfolgsgeheimnis können die Messer-Brüder nicht benennen, aber sicher helfe die folgende Devise: «Es kommt nichts in unser Angebot, was wir nicht auch selber in unseren privaten Häusern einsetzen würden. Dabei machen wir nicht jeden Trend zwingend mit, aber man muss schon wissen, was aktuell gefragt ist.»
«Messer Wohnen» beschäftigt aktuell 13 Angestellte. Im Bereich der Bodenleger werden sogar Lehrstellen angeboten: «Leider ist die Nachfrage für diesen Beruf nicht sehr gross, wir arbeiten aber daran, diesen Beruf wieder attraktiver zu machen», so Moritz Messer.
Übrigens sind Moritz und Benjamin Messer auch bei der Berufswahl in die Fussstapfen des Grossvaters getreten: Beide haben eine Schreinerlehre gemacht. Wie die Zukunft des Familienunternehmens aussieht, ist noch nicht klar: Eine nächste Generation ist noch nicht in den Startlöchern. Moritz Messers Töchter seien aber auch noch zu jung, um sich beruflich binden zu können.
Was ihn aber nicht verunsichert, denn er weiss inzwischen: «Man muss weder Schreiner noch Verkäufer sein, um in unserem Business standhalten zu können. Da das Geschäftsleben mit dem Onlinemarkt, mit Suchmaschinenoptimierung, den sozialen Medien und der sich immer schneller drehenden Welt komplexer geworden ist, sind auch andere Berufszweige durchaus in der Lage, in unserer Branche Fuss zu fassen.»
Quelle: SolothurnerZeitung